Birnenschnaps
Anders als bei Äpfeln müssen die Birnen vor der Verarbeitung zu Birnenschnaps zunächst nachreifen. Die am Baum gereiften Birnen weisen nicht das volle Aroma auf und sie haben daher – je nach Sorte – eine Nachreifezeit zwischen 3 und 10 Tagen. Hierbei muss der Brennmeister ein waches Auge darauf haben, dass die Birnen nicht zu weich und damit überreif werden, denn dann sind sie zum Brennen nicht mehr geeignet. Eine der beliebtesten Birnen-Sorten für die Herstellung von Birnenschnaps ist die Williams-Christ-Birne. Obgleich ihr Zuckergehalt nicht besonders hoch ist, ist das Aroma der Williams-Christ-Birne so angenehm und unverwechselbar, dass sie zu den am häufigsten zum Schnapsbrennen verwendeten Birnen-Sorten zählt.
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Was ist dran an der berühmten Williams-Christ-Birne?
Man könnte meinen, die Williams-Christ-Birne begleite den Menschen schon seit Ewigkeiten. Und in gewisser Weise tut sie das auch, beschrieben schon die Alten Römer dieses Obst, wenn auch nicht explizit diese Sorte. Als kultivierte Obstsorte ist die Williams-Christ eine recht junge Sorte. Ab 1770 trat die betörend schmackhafte Frucht ihren Siegeszug an. Und das ist, mehr oder weniger, ursprünglich dem Zufall zu verdanken. Ein gewisser Mr. Stair aus dem englischen Aldermaston entdeckte einen gekeimten Sämling einer ihm bis dato unbekannten Birnensorte. Fundierter wird das Wissen um die neue Birnensorte maßgeblich durch Richard Williams, einem Baumschullehrer aus Middlesex. Dieser kultivierte die Birne über die Jahre und gab ihr, ob uneigennützig oder nicht, seinen Nachnamen. Das „Christ“ in der Williams-Christ-Birne gesellte sich später hinzu. Es ist ein wenig umstritten, ob als Huldigung an den Heiligen Franz von Paola, der bereits im 15. Jahrhundert Birnensamen aus Kalabrien dem französischen König überreichte. Das „Christ“ kann aber auch auf Pfarrer Christ aus dem Taunus zurückgehen, welcher sich im späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert ebenfalls mit dem Züchten von Birnensorten befasste.
Wie dem auch sei: Die ertragreiche Williams-Christ-Birne schaffte es unter enormen Engagement des Belgiers Jean-Baptiste van Mons an die Weltspitze. Ein bemerkenswerter Mann, der Baumzüchter van Mons. Ein wahres Stehaufmännchen, denn nicht nur einmal musste er enorme Rückschläge und Verluste wegstecken. Sowohl im privaten Umfeld als auch in Punkto Baumschule. Zweimal umfasste sein Baumbestand an die 50.000 Exemplare, darunter rund 1.000 Birnensorten und beide Male wurde er durch Ausweiten der Industrie gezwungen, seine Anbauflächen aufzugeben. Doch die Williams-Christ-Birne schaffte es, den Widrigkeiten zu trotzen und ist mittlerweile weltweit eine der am meisten angebauten Birnen. So wird beispielsweise in Österreich unter all den Sommerbirnen zu mehr als 90% Williams-Christ angebaut. In den USA schwört man ebenfalls auf die schmackhafte Sorte und stellt rund 75% der Birnen-Anbauflächen für die Williams-Christ zur Verfügung.
Der Mythos mit der Birne in der Flasche
Sicherlich wissen es die Meisten heutzutage: Nicht jede Birne, die in einer Flasche Birnenschnaps steckt, ist dort natürlich hineingewachsen. Im großindustriellen Maßstab wäre dies auch fast gar nicht möglich. Das natürliche Reinwachsen der Birne in eine Flasche ist zwar relativ einfach, man braucht nur die Flasche kopfüber auf die noch sehr kleine Frucht zu stülpen und alles vor stauender Nässe und möglicher Fressfeinde zu schützen. Doch in der Regel schaffen es nur ein Drittel der Birnen, in der Flasche zu genussreife heranzuwachsen. Die Industrie bedient sich deshalb der Methodik, den Flaschenboden abzutrennen und eine fertig, vollgereifte Birne hineinzugeben. Flaschenboden wieder drauf, Flasche unten versiegeln und das Etikett möglichst weit unten anbringen, damit man die „Trennnaht“ nicht sofort entdeckt.
Birnenschnaps ist nicht gleich Birnenschnaps
So ein Birnenschnaps kommt bei vielen Gelegenheiten sehr gut an. Aus dem einfachen Grund, dass Birnenschnaps sehr gefällig ist und bei vielen Geschmäckern ins Schwarze trifft. Dabei setzen die Hersteller mitunter auf verschiedene Veredelungsschritte. Die Williams Christ von Unterthurner beispielsweise lagert nach der Destillation eine Zeit lang im Edelstahltank, wo sich die Aromen in aller Ruhe miteinander verbinden können. Die süße Williams von der Edelbrennerei Haussegen im Tiroler Lechtal wiederum setzt auf eine Extraportion Frucht. Hier lagert das fertige Destillat noch einmal zusammen mit Birnenstücken, wodurch sich das Aroma intensiviert. Für die Premium Plus Moor Birne von Scheibel nimmt man sich ebenfalls viel Zeit, um einen perfekten Birnenschnaps herzustellen. Nach dem Brand landet die Spirituose zusammen mit getrockneten Früchten im Eichenfass, wo beides bis zu einem Jahr lang reift.