Armagnac
Armagnac ist verglichen mit Cognac und Brandy bislang im deutsch-sprachigen Raum noch wenig bekannt. Dabei steht Armagnac in Sachen Qualität und Finesse den berühmteren „Brüdern“ in Nichts nach. Lass dich von der edlen Auswahl bei uns im Shop inspirieren und entdecke die Aromenwelt der Armagnac Abfüllungen von Samalens, Maison Boinaud (Signature de France) und Marquis de Sauval.
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Armagnac: der „kleine Bruder“ des Cognacs?
Kaum ein anderer edler Weinbrand wird so oft missverstanden und unterschätzt wie der Armagnac. Erst seit einigen Jahren bietet der Fachhandel ein breit gefächertes Sortiment dieser feinen Spirituose an. Seinen heutigen Stellenwert verdankt er nicht zuletzt vielen engagierten Gastronomen, die seine Qualitäten entdeckt haben und ihm einen gebührenden Platz innerhalb ihrer Digestifauswahl einräumen.
Immer noch kursiert das verächtlich anmutende Vorurteil, Armagnac sei eine Art „kleiner Bruder“ des so viel berühmteren Cognacs. Diese Behauptung lässt sich aber leicht widerlegen. Armagnac ist tatsächlich eher der „große Bruder“ des Cognacs – zum einen ist Armagnac nämlich sehr viel älter (erste urkundliche Erwähnung 1461), zum anderen steht der Armagnac auch in Sachen Qualität dem Cognac in nichts nach.
Was ist Armagnac?
Die Bezeichnung Armagnac ist gesetzlich geschützt. Das heißt, nur Weinbrand aus der französischen Gascogne darf diesen Namen tragen. Die Region umfasst nur etwa 15.000 ha Anbaufläche für Wein und ist untergliedert in die Regionen Gers, Lades und Lot-et-Garonne. Der Name Armagnac, die genaue Regelung zur Herkunft ebenso wie die der Herstellungsprozess sind in der Appellation d’Origine Contrôlée geregelt. Zudem ist festgelegt, dass Armagnac einen Mindestalkoholgehalt von 40 % vol. aufweisen muss.
Innerhalb der drei Regionen werden wiederum je nach der Beschaffenheit der Böden drei Anbaugebiete für Armagnac unterschieden: Bas-Armagnac, Haut-Armagnac und Ténarèze. Die Trauben, die für die Herstellung eines Armagnacs verwendet werden, können dabei aus einem, aus zwei oder aus allen drei Gebieten stammen. Die begehrtesten Armagnac Abfüllungen werden mit Trauben aus der Region Bas-Armagnac hergestellt, berühmt für besonders filigrane, fruchtige Armagnacs.
Wie wird Armagnac hergestellt?
Als Grundstoff für die Herstellung von Armagnac sind nur 10 verschiedene Rebsorten zugelassen. Die vier am häufigsten verwendeten Trauben sind:
- Ugni Blanc: die meist verwendete Sorte sorgt für viel Säure im Armagnac-Endprodukt
- Baco Blanc: eine 1909 kreierte Hybride aus Folle Blanche und Noah, aus der volle, kräftige Brände hervorgehen, die nach langer Fassreifung besonders weich sind
- Folle Blanche: ehemals Piquepoult genannt sorgen für elegant-florale und lang nachklingende Brände
- Colombard: diese Rebsorte steht für trockene, alkoholische Brände
Aus den Trauben wird zunächst ein Wein mit ca. 7 - 9% vol. gekeltert. Zusätze wie Schwefeldioxid und Zucker und auch das Umfüllen während des Gärprozesses, sind bei der Herstellung von Armagnac untersagt.
Der Wein wird nun in einer sogenannten Alambic Armagnacais destilliert. In einem kontinuierlichen Destillationsvorgang werden hier im Prinzip zwei Brenndurchgänge (Roh- und Feinbrand) in einem Prozess durchgeführt. Hierbei wird eine Rektifikationskolonne eingesetzt, eine Apparatur zur Trennung der verdampfbaren Komponenten. Sie liegt zwischen der Brennblase und dem Kondensator, der die verdampften Bestandteile durch Abkühlung wieder verflüssigt.
Über die Lagerung von Armagnac
Armagnac reift zunächst in neuen Fässern aus 3 bis 6 Jahre an der Luft getrockneter, gasconischer Steineiche. Dieser erste Reifeprozess ist erst dann abgeschlossen, wenn der Kellermeister entscheidet, dass das Destillat alle gewünschten Aromenbestandteile aus dem Holz herausgelöst hat. Die Lagerfässer für Armagnac haben ein Volumen zwischen 225 Liter und 420 Liter. (Erfahrenen Kellermeistern zufolge beträgt das optimale Volumen übrigens zwischen 400 und 420 Liter.)
Im Anschluss an diese erste Reifeperiode wird das Destillat umgefüllt in alte Fässer und erneut in den Kellern eingelagert. Durch diese zweite Reifephase gewinnt der Armagnac noch mehr an Finesse und Harmonie, ohne einen zu starken aromatischen Holzeinfluss der neuen Fässer. Je nach gewünschter Aromatik verbleibt der Armagnac mindestens ein Jahr, meist 6 bis 8 Jahre in diesem wieder befüllten Fass, ehe er abgefüllt wird.
Je nach Lagerdauer wird Armagnac unterschiedlich klassifiziert. Bei aus mehreren Komponenten assemblierten Armagnacs ist dabei die Fassreifezeit des jüngsten Armagnac-Anteils maßgeblich.
V.S. | Very Special | mindestens 1 Jahre Fassreifung |
V.S.O.P. | Very Superior Old Pale | mindestens 4 Jahre Fassreifung |
X.O. / Hors d´Age | Extra Old | mindestens 10 Jahre Fassreifung |
Für Jahrgangsabfüllungen, die begehrten Millesimes – gilt folgende Einteilung:
Blanche d´Armagnac | keine Fassreifung |
Armagnac | bis 6 Jahre Fassreifung |
Vieil Armagnac | länger als 6 Jahre Fassreifung |
Wie schmeckt Armagnac?
Typische Noten eines Armagnacs sind Aromen von Vanille, Quitte, Honig und Lindenblüten. Je länger ein Armagnac im „Zweitfass“ lagert, umso mehr Größe, Tiefe und reifen Noten erhält er – er wird „rancio“, wie es in der Fachsprache heißt und gewinnt zusätzliche Aromen von gerösteten Nüssen, Lakritz, Schokolade und Tabak.
Armagnac-Genuss-Tipps
Genieße den Armagnac auf jeden Fall pur, bei Zimmertemperatur (16 – 18 Grad Celsius). Nur dann können sich die Aromen im Armagnac optimal entfalten. Zum Verkosten verwende am besten einen bauchigen Schwenker. Lass den Armagnac nach dem Einschenken erst noch einige Minuten atmen, damit er sein Bouquet entfalten kann und nimm dann ganz bewusst das Aroma auf. Welche Nuancen kannst du entdecken? Wie empfindest du den Charakter des Armagnacs? Probiere einen kleinen Schluck und lass den Armagnac noch eine kurze Weile im Mundraum, ehe du ihn runterschluckst. Empfindest du die am Gaumen wahrgenommenen Noten anders, als die des Bouquets? Welche Aromen verbleiben nach dem Runterschlucken am Gaumen? Nimm dir Zeit und lass dich auf die Aromenwelt des Armagnacs ein – er wird dich mit einem Füllhorn an unterschiedlichen Noten belohnen. Santé!
Die drei Anbaugebiete für Armagnac
Wie eingangs schon dargelegt werden drei verschiedene Anbaugebiete unterschieden, aus denen die Trauben für die Armagnac Herstellung stammen können. Der beste Armagnac stammt aus dem Tiefland, dem Bas-Armagnac um Eauze, aber auch das Haut-Armagnac mit der Hauptstadt Auch und die Region Tenareze erzeugen Qualitätsbrände. Die Bodenbeschaffenheit der einzelnen Regionen wirkt sich in dabei maßgeblich auf die Qualität aus. Die feinsten Armagnacs stammen von den Sandböden des Bas-Armagnac, während die Tonerde des Tenareze einen leichten und schneller alternden Weinbrand hervorbringt. In der Region Haut-Armagnac dominieren Kreideböden, die ironischerweise zwar hervorragende Cognacs liefern (man denke an die Cognac Region Charente), in der Armagnac Herstellung aber für vergleichsweise schwächere Qualitäten sorgen. Die Trauben der Haut-Armagnac werden oftmals nicht zu Armagnac verarbeitet, sondern vielmehr als Grundstoff für die in dieser Region ebenfalls ansässige Likörproduktion verwendet. Hier nochmals ein Überblick über die drei Anbaugebiete:
- Bas Armagnac: Hauptstadt Eauze – besitzt lehmige, fahlrote Sandböden und ein feucht-mildes Klima; die Eaux-de-vie weisen viel Frucht und Finesse auf.
- Die Tenareze: Hauptstadt Condom – weist tonhaltige Böden und eine Mischung aus feucht-warmem und mediterranem Klima auf. Die Eaux-de-vie aus dieser Region sind kräftig und körperreich.
- Das Haut-Armagnac: Hauptstadt Auch – besteht aus kalkhaltigen Hügeln und weist ein mediterranes, eher trockeneres Klima auf. Die Brände dieses Gebietes sind deutlich schärfer und härter.
Ein Blick in die Geschichte
Armagnac gilt als das älteste Lebenswasser Frankreichs und findet bereits anno 1461 unter der Bezeichnung aygordent seine erste urkundliche Erwähnung. Schon im 16. Jahrhundert wurde Armagnac (damals noch nicht unter diesem Namen bekannt) aus der Gascogne nach England, Nordfrankreich und in die Niederlande exportiert. Der Name Armagnac erscheint erstmals 1595 auf einer Landkarte. Seitdem benannte man den Weinbrand nach seiner Herkunftsregion. Im 17. Jahrhundert sorgten die Niederländer als damalige größte Handelsmacht für einen sprunghaften Anstieg des Bekanntheitsgrades indem sie mit der Zugabe des Weinbrandes Ihre exportierten Weine haltbar machten. Im 18. Jahrhundert war der Armagnac am französischen Hof etabliert. 1878 kam der große Einbruch, als die Reblaus ganze Ernteerträge vernichtete. Nach dieser Katastrophe konnte der Armagnac nie wieder an seine früheren Glanzzeiten anknüpfen. Während der Nachkriegsjahre des zwanzigsten Jahrhunderts zog die Nachfrage wieder enorm an, das führte allerdings teilweise zur Verminderung der Qualität und einem Prestige- und Imageverlust. Der Armagnac wurde seitdem und wird auch heute noch, unverdientermaßen, als Cognac zweiter Wahl angesehen.